Amerika
Biomasse und Bioenergie sind in Amerika, sowohl in Nord- als auch in Lateinamerika, von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang genügt es, Weizen, Soja und Zuckerrohr zu erwähnen. Die Bioethanolproduktion ist sowohl in den USA als auch in Brasilien ein bewährtes Konzept.
Bioenergie ist jedoch mehr als Bioethanol oder Biodiesel. Fast alle Länder in Amerika und der Karibik weisen ein enormes Potenzial an ungenutzten landwirtschaftlichen Reststoffen und Bioabfällen auf. Beim Anbau und der Weiterverarbeitung von Obst (z.B. Ananas, Weintrauben), Getreide (Weizen, Mais), Soja, Palmfrüchten oder Zuckerrohr (Bagasse, Vinasse, Filterkuchen) entstehen oft riesige Mengen an organischen Abfällen. Auch Gülle ist in einigen Regionen mehr als genügend vorhanden. Als möglicher Rohstoff für Bioenergie- und Bioökonomieanwendungen kommen Braunalgen (Sargassum) hinzu, die meterhoch an die Küsten Brasiliens, der Karibik und Mexikos geschwemmt werden. Ein häufiges Thema in den kälteren, meist bergigen und ländlichen Regionen des Kontinents ist die Verbrennung von Holz, wobei die tausenden von Öfen in einem Tal oftmals regionalen Smog verursachen, der die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt.
Das DBFZ kooperiert mit Partnern in Nord- und Lateinamerika, um einige der genannten Themen zu bearbeiten. Dies gilt für konkrete Projekte ebenso wie für den akademischen Austausch von Wissenschaftlern und Doktoranden.
Ländererfahrungen
Das DBFZ hat Netzwerke und Kooperationen mit Wissenschaftlern, Forschungseinrichtungen und Universitäten in Kanada und der USA sowie in verschiedenen Ländern Lateinamerikas aufgebaut, insbesondere in Brasilien, Chile und Mexiko. Weitere Kontakte wurden in Argentinien, Kolumbien, Peru und der Karibik geknüpft.
In Brasilien hat das DBFZ zusammen mit mehreren Partneruniversitäten im Bundesstaat Rio Grande do Sul ein Forschungs- und Beratungsnetzwerk aufgebaut, das sich auf Biogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen in Südbrasilien konzentriert. Weitere Kooperationspartner waren EMBRAPA Suínos e Aves in Concórdia, andere EMBRAPA Institute und GIZ Brasilien. Die Hauptbereiche der Zusammenarbeit sind Biogastechnologien und Biogasanwendungen, insbesondere für Gülle und landwirtschaftliche Reststoffe. Eines der wichtigsten Forschungsthemen des DBFZ in Brasilien war jedoch die energetische Nutzung von Zuckerrohr bzw. Rückständen aus der Ethanolproduktion (z.B. Vinasse und Filterkuchen). In der wissenschaftlichen Zusammenarbeit hat das DBFZ eine enge Verbindung zur Universidade de São Paulo (USP) und zur Universidade Estadual de Campinas (UNICAMP) aufgebaut. Seit 2024 sind Anwendungen der Bioökonomie ein weiteres Thema von gegenseitigem Interesse.
Die Aktivitäten des DBFZ in Chile haben 2012 begonnen. Ein wichtiges Thema der Zusammenarbeit waren Verbrennungstechnologien, insbesondere für Holzscheite, und die Reduzierung der Emissionen (vor allem Staub). In diesem Bereich arbeitet das DBFZ bereits seit mehreren Jahren mit der Universität Talca zusammen. Weitere Projekte in Chile analysierten die hydrothermale Verkokung von Lebensmittelabfällen und die Verbrennung von Walnussschalen. Seit 2024 unterhält das DBFZ zudem eine Kooperation mit der Universität in Concepción, insbesondere zum Thema CO2-neutraler Biokraftstoffe.
In Mexiko arbeitet das DBFZ seit mehreren Jahren mit dem Instituto Tecnológico de Durango zusammen. Im Mittelpunkt stand die energetische Nutzung von Holzresten, Klärschlamm und verschiedenen Aspekten der Biogasproduktion. Darüber hinaus besteht eine sehr enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM). Zu den Hauptaktivitäten gehören der Austausch von Doktoranden und gemeinsame Studien zu Vergasung, Biodiesel und Biogas.
2024 wurde das DBFZ beauftragt, zusammen mit Forschungsinstituten und Wirtschaftspartnern aus der Dominikanischen Republik und der Karibik ökonomisch und ökologisch tragfähige Konzepte für die tonnenweise angeschwemmten Braunalgen (Sargassum) zu erarbeiten.