Afrika
Afrika hat in den letzten Jahren ein hohes Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung gezeigt. Prognosen gehen von einem weiteren Wachstum, aber auch von einer steigenden Bevölkerung im 21. Jahrhundert aus. In der Folge wird der Energiebedarf steigen. In Anbetracht der Realität des anthropogenen Klimawandels und seiner Folgen, die einige afrikanische Länder stärker treffen werden als andere Regionen weltweit, sind fossile Energien keine Alternative mehr zur Energieversorgung. Die gute Nachricht ist, dass das Potenzial der erneuerbaren Energien (PV, Wind, Wasserkraft und Biomasse) in Afrika enorm ist. Aber auch die Herausforderungen.
Der Fall der Bioenergienutzung veranschaulicht einige davon. Obwohl es ein hohes theoretisches Potenzial an landwirtschaftlichen Rückständen gibt, werden diese Ressourcen meist schon als Viehfutter oder in traditioneller Weise (z.B. Abbrennen auf den Feldern) genutzt. Gleichzeitig weisen einige Länder eine alarmierende Entwaldungsrate auf. Das Holz wird entweder direkt verwendet oder in Holzkohle umgewandelt. Beide Rohstoffe befeuern Kochgeräte auf dem ganzen Kontinent. Die meisten Menschen sind immer noch auf diese traditionelle Nutzung von Biomasse angewiesen. Moderne Bioenergiesysteme sind selten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien sind in vielen Ländern oft nicht umfassend und abschließend und lassen für potenzielle Investoren wichtige Lücken entstehen. Häufig fehlt es an Wissen, Forschungsinfrastruktur und qualifiziertem Personal für Betrieb und Wartung.
Daher wird das DBFZ auch weiterhin zur Weiterentwicklung des Bioenergiesektors und der Bioökonomie in Afrika unter Berücksichtigung der Zusammenhänge Ernährungssicherheit - Energie - Klima beitragen. Diese Aktivitäten umfassen die Durchführung spezifischer Pilotprojekte als eine Art Demonstrator und Multiplikator, die Anpassung von Technologien und Forschung. Das DBFZ wird sich darauf fokussieren, Wissen an Universitäten, Ministerien, Verwaltungen, Förderorganisationen, Beratungsstellen, Trainer, Industriepartner sowie lokale und regionale Akteure weiterzugeben. Damit möchte das DBFZ dazu beitragen, eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu fördern und gleichzeitig das Klima zu schützen.
Ländererfahrungen
Die Aktivitäten des DBFZ in Afrika begannen 2012. Ein erster Meilenstein war eine Übersichtsstudie über das Biomassepotenzial, die 2013 für die International Renewable Energy Agency (IRENA) durchgeführt wurde. Im Jahr 2015 entwickelte das DBFZ in Algerien und Tunesien eine hybride Anlage für erneuerbare Energien, die auf einer Kombination aus Biomasse und Solarenergie basiert.
Ab 2016 etablierte das DBFZ die Zusammenarbeit mit Südafrika. Es wurden mehrere Biogasprojekte realisiert, darunter die Unterstützung beim Aufbau eigener Forschungseinrichtungen und Biogaslaboren an verschiedenen Universitäten in diesem Land. Darüber hinaus unterstützte das DBFZ die Entwicklung von Normen und Standards für die organische Abfallbehandlung und die Implementierung eines standardisierten Protokolls für die Prüfung von Biogassubstraten.
Für Kenia wurden verschiedene Biogaskonzepte entwickelt, während kenianische Forscher eine Schulung am DBFZ absolvierten. In Namibia analysierte und charakterisierte das DBFZ Biomasseproben, die aus einem Entbuschungsprojekt stammen, während für Tunesien, Benin und Madagaskar eine Lebenszyklusanalyse für die Ausbringung von Pflanzenkohlen in Böden durchgeführt wurde.
In Ghana realisierte DBFZ ab 2020 ein umfassendes Projekt, um aus organischen Abfällen Energie zu gewinnen. Nach einer breit angelegten Potenzialanalyse von landwirtschaftlichen Reststoffen, die für die Bioenergiebereitstellung auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene geeignet sind, wurde eine Vor-Machbarkeitsstudie für eine Biogasanlage an einem lokalen Standort durchgeführt. Im Anschluss folgte die praktische Umsetzung eines hybriden Anlagenkonzepts, um aus organischem Abfall und einer Solaranlage Energie bereitzustellen.
In Togo errichtete das DBFZ ab 2019 ein Forschungsbiogaslabor an der Universität Lomé und führte das für den Betrieb notwendige Labortraining durch. Teil des Gesamtvorhabens war zudem die Konzeption und Entwicklung eines neuartigen Kochers („Apeli“ Kocher), der zu sehr niedrigen Kosten lokal produziert und in ländlichen Gemeinschaften getestet wurde. In zwei Folgevorhaben ab 2024 standen der Wissenstransfer und das Training sowie die Anpassung der Technologien an die lokalen Bedingungen im Fokus.
In Äthiopien realisierte das DBFZ ab 2020 ein Vorhaben zur Entwicklung eines Nutzungskonzepts für die organische Fraktion im Haushaltmüll in Addis Abeba. Ein Jahr später begann das bisher größte DBFZ-Projekt im Ausland: ETH-Soil. Ziel des Projekts war es, die Ernährungssicherheit in drei Pilotregionen der Region Oromia/Äthiopien durch den Einsatz von Biodünger auf degradierten Böden zu verbessern. Der Biodünger wurde in Pyrolyse- und Biogasanlagen produziert. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, wurden Module für den Aufbau von Kapazitäten sowie für Aus- und Weiterbildung entwickelt und bei verschiedenen Institutionen angegliedert.
Weitere Informationen zu den spezifischen Ländererfahrungen finden Sie in den englischsprachigen Conutry reports (PDF):
Togo | South Africa | Ghana | Ethopia
Die Liste wird sukzessive erweitert.