DBFZ erhält den Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft 2015

Im Rahmen des diesjährigen Biogas-Innovationskongresses am 2./3. Juni 2015 in Osnabrück wurden zum sechsten Mal Preise in den Kategorien Wissenschaft und Wirtschaft verliehen. Den mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis erhielt in diesem Jahr Eric Mauky (wissenschaftlicher Mitarbeiter am DBFZ-Forschungsbereich Biochemische Konversion und Doktorand an der Universität Rostock) für den Beitrag "Bedarfsgerechte Biogasproduktion durch modellprädiktive Fütterungsregelung im Praxismaßstab".

Zusammen mit den Kollegen Sören Weinrich und Dr. Fabian Jacobi (DBFZ/Landesbetrieb Hessisches Landeslabor) entwickelte Eric Mauky ein simulationsgestütztes Fütterungsmanagement für Bestands-Biogasanlagen, welches die flexible Biogasproduktion unter Berücksichtigung eines BHKW-Fahrplans und der Abbaugeschwindigkeiten unterschiedlicher Substrate ermöglicht. "Diese Forschungsarbeiten sind ein wichtiger Meilenstein zur effizienten Flexibilisierung von Biogasanlagen und die Grundlage für die Integration in das Energiesystem der Zukunft. Die Auszeichnung ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Biogasforschung am DBFZ und bestätigt das positive Urteil des Wissenschaftsrats im Jahr 2014", so Prof. Dr. Michael Nelles, wissenschaftlicher Geschäftsführer des DBFZ und Inhaber des Lehrstuhls für Abfall- und Stoffstromwirtschaft an der Universität Rostock.

Im Energiesystem der Zukunft mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien wird die Bereitstellung von Elektrizität großen Schwankungen unterworfen sein. Der fluktuierende Input nicht regelbarer Quellen wie Wind und Solar muss durch geeignete Maßnahmen kompensiert werden, um Differenzen zwischen Energiebedarf und Energiebereitstellung auszugleichen. Bisher konstant betriebene Anlagen können durch Anpassung an den Bedarf einen großen Beitrag leisten, dies gilt insbesondere für die untersuchten Biogasanlagen. Hierbei ist allerdings festzustellen, dass Anlagen, die für einen stationären Betrieb geplant wurden, nur begrenzt flexiblen Output liefern können. Mit einer Anpassung des Betriebes, insbesondere der geregelten Fütterung, kann dieses Potential deutlich erweitert werden.

 


Für die dafür notwendige Regelung wurde zuerst die generelle Flexibilität des biologischen Prozesses der Biogaserzeugung untersucht. Dabei konnte ein hohes Maß an Flexibilität bei gleichzeitig stabilem Prozess im Technikums- und Praxismaßstab nachgewiesen werden. Die auf diesen Kenntnissen aufbauende, gezielte Regelung der Biogasproduktion wird durch ein Prozessmodell ermöglicht, welches das zukünftige Verhalten des Biogasprozesses, insbesondere den zeitlichen Verlauf der Biogasbildung prognostiziert. Ein Optimierungsalgorithmus findet in Abhängigkeit eines auf Basis des Netzbedarfes erstellten Fahrplanes die optimale Fütterungsmenge sowie das Mischungsverhältnis der verfügbaren Substrate. So können Differenzen zwischen Energiebedarf und Energiebereitstellung durch ungeregelte Quellen im Netz (z. B. Wind und Solar) kompensiert werden, aber auch der Anlagenbetrieb bei Ausfallzeiten (z. B. längere Wartungen) verlust- und emissionsarm gestaltet werden. Weiterhin wurde gezeigt, dass Einsparungen zusätzlicher Gasspeicherkapazitäten von bis zu 50 % durch flexible Fütterung möglich sind. Mit der Regelung konnte daher eine Flexibilität realisiert werden, die bei konstanter Fütterung eine bauliche Erweiterung des vorhandenen Gasspeichervolumens auf 150 % erfordert hätte. Die Entwicklung wurde an der DBFZ-Forschungsbiogasanlage und an der Biogasanlage "Unterer Lindenhof" der Universität Hohenheim getestet.

Der Wettbewerbsbeitrag basiert auf den Ergebnissen des Projekts: "Bedarfsgenaue Regelung von Energie aus Biomasse", (RegEnFlx), gefördert durch die Sächsische Aufbaubank - Förderbank, Projektnummer 100143221

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft 

Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.