Pilotanlage für erneuerbares Methan

Die Pilotanlage, die am DBFZ innerhalb des Vorhabens „Pilot-SBG | Bioressourcen und Wasserstoff zu Methan als Kraftstoff“ errichtet wird, ist eine Forschungs- und Demonstrationsplattform im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung. Ende Mai 2022 erfolgte der offizielle Baustart am Deutschen Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH in Leipzig.

Die Pilotanlage verbindet im Kern die anaerobe Fermentation ausgewählter Rest- und Abfallstoffe mit der anschließenden Methanisierung des entstehenden Biogases. Vor- und nachgeschaltet sind zudem innovative Prozesse zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Bereitstellung wertiger Nebenprodukte. Der bei der Methanisierung eingesetzte Wasserstoff erhöht dabei deutlich den Methanertrag des Gesamtprozesses.

In den Betriebskampagnen sollen zunächst agrarische Nebenprodukte in Form von Stroh und Rindergülle als auch urbane Abfälle wie Biogut und Grüngut regional bezogen und verarbeitet werden. Die Prozesskette besteht im Wesentlichen aus der spezifischen Vorbereitung der Rohstoffe, der anschließenden optionalen Vorbehandlung mittels eines hydrothermalen Prozesses, der anaeroben Vergärung zu Biogas in zwei parallelen Fermenterlinien unterschiedlicher Bauart, der katalytischen Methanisierung des CO2 im Biogas mit Hilfe von Wasserstoff sowie der Aufbereitung der Gärreste. Für die Gärrestaufbereitung stehen verschiedene Aggregate einer Separationskaskade inklusive optionaler hydrothermaler Nachbehandlung zur Verfügung. Im Ergebnis entsteht an der Pilotanlage erneuerbares Methan als Hauptprodukt.

 

Dieses soll in einer sich anschließenden Tankanlage in komprimierter Form als erneuerbares CNG im DBFZ-Fuhrpark genutzt werden. Nach derzeitigem Planungsstand ist davon auszugehen, dass im finalen Pilotbetrieb monatlich 0,2-1,2 t Rohstoffe verarbeitet und daraus zwei Pkw-Tankfüllungen erneuerbares CNG bereitgestellt werden.

Die Darstellung der gesamten Prozesskette in einer Anlage ist deutschlandweit in dieser Größenordnung einzigartig. Die Pilotanlage dient dem Erkenntnisgewinn beispielsweise zum Zusammenspiel von Komponenten und Apparaten oder dem Einfluss von Prozessparametern auf dessen Stabilität und Ausbeute. Ihre Kapazität ist so gewählt, dass sie eine für Forschung und Entwicklung ausreichende sowie kostentechnisch darstellbare Flexibilität mit sich bringt. Nach den ab 2023 geplanten Betriebskampagnen wird die Anlage als Technologieplattform für Forschung und Entwicklung gleichermaßen Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung stehen und ist so gestaltet, dass flexibel unterschiedliche Technikmodule eingesetzt werden können. In begrenztem Umfang kann sie für diese Zwecke auch bereits während der Projektlaufzeit Pilot-SBG genutzt werden.

 

Module der Pilotanlage

Substratvorbereitung

Im Modul der Substratvorbereitung erfolgt die Aufbereitung der Biomasse. Hierbei geht es vorrangig darum, die Stückigkeit und die Faserlängen der Substrate (< 20 mm) sowie den Trockensubstanzgehalt der Substratgemische so einzustellen, dass ein möglichst störungsarmer Ablauf des Anlagenbetriebes ermöglicht wird. Durch die Verwendung von unterschiedlichen Biomassen wie Getreidestroh, Grünschnitt oder Bioabfälle sind verschiedene Aufbereitungsschritte zur Grob-, Fein-, Trocken- und Nasszerkleinerung notwendig. Das Modul bildet keine feste Anlageneinheit, sondern besteht aus einzelnen Aggregaten, die batchweise betrieben werden, sowie einem zentralen Wiegeplatz und Flächen für das Abfüllen, das Umfüllen und das Mischen der Substrate. Ziel ist die Bereitstellung lager- und dosierfähiger Chargen für die nachgeschalteten Prozessschritte.

Anaerobe Fermentation

Im Modul der anaeroben Fermentation werden die aufbereiteten Biomassen in einem kontrollierten Prozess von Mikroorganismen abgebaut. Hierbei wird ein Teil der enthaltenen Organik zu Biogas, einem Gemisch aus hauptsächlich Methan und Kohlendioxid, umgesetzt. Hierfür stehen zwei Reaktorlinien zur Verfügung, welche sich in ihrer ersten Prozessstufe unterscheiden. Eine Linie verfügt, wie z. B. in der landwirtschaftlichen Anwendung üblich, als erste Prozessstufe über einen Rührkesselreaktor. Die zweite Reaktorlinie hingegen setzt an dieser Stelle, wie weit verbreitet in der Behandlung organischer Abfälle, auf einen Pfropfenstromreaktor. Gemein ist beiden Prozesslinien, dass die zweite und dritte Prozessstufe jeweils als Rührkesselrektoren ausgeführt sind. Dies ermöglicht den direkten Vergleich der geläufigsten Reaktorsysteme. Hierbei kann die Methanausbeute über die Prozessstufen, in Abhängigkeit von variierenden Prozessparametern beurteilt werden.

Methanisierung und Gasreinigung

Im Methanisierungsmodul wird das Biogas aus den beiden Fermentationslinien ohne Abtrennung des Methans mit extern zugeführtem Wasserstoff gemischt. In dem temperierbaren Rohrreaktor reagiert das Kohlenstoffdioxid aus dem Biogas mit dem Wasserstoff an einem Katalysator zu Methan und Wasser. Nach der Abtrennung des Wassers in einer Kondensatfalle entsteht ein Produktgas mit einem im Vergleich zum Biogas nahezu verdoppelten Methangehalt. An etwa 500 ml Katalysator und bei einem Prozessdruck von 20 bar(a) reagieren 2,5 m³/d Biogas mit etwa 50% Methangehalt zu etwa 2,47 m³/d Syntheseprodukt mit > 95 vol.-% Methangehalt. Um die Eignung des Produktgases als Kraftstoff sicherzustellen, kann nicht umgesetzter Rest-Kohlenstoffdioxid per Gaswäsche abgetrennt werden.

Gärrestaufbereitung

Im Modul Gärrestaufbereitung wird der nicht zu Biogas vergorene Anteil der Biomasse zu einleitfähigem Wasser, zu einem festen organischen Wirtschaftsdünger, reich an Stickstoff und Phosphor, und einem flüssigen anorganischen Wirtschaftsdünger, reich an Stickstoff und Kalium, aufbereitet. Darüber hinaus kann aus der Flüssigphase des Gärrestes ein Rezirkulat für die Anmaischung im Biogasprozess bereitgestellt werden. Der erste Schritt der Gärrestaufbereitung besteht in der Trennung der festen von der flüssigen Phase mittels Pressschneckenseparator und Dekanterzentrifuge bzw. Kammerfilterpresse unter Zugabe von Flockungsmitteln. Für die weitere Behandlung bzw. Einengung der Flüssigphase stehen die Membrantechnologien Ultrafiltration und Umkehrosmose zur Verfügung. Mit der Separationskaskade können durchschnittlich 0,1 - 0,5 m³ Gärrest pro Tag mit dem Ziel einer Volumenreduktion von mindestens 50 % verarbeitet werden. Die Menge und Qualität der zurückgewonnenen Nährstoffe bzw. der Wirtschaftsdünger hängt dabei von der eingesetzten Biomasse und den Prozessbedingungen in der anaeroben Fermentation ab. Während der Aufarbeitung werden alle relevanten Prozessparameter für die Überwachung der Trennprozesse sowie für die Ermittlung von Massen- und Energiebilanzen aufgezeichnet.

Hydrothermale Vor- und Aufbereitung

Im Pilotanlagenkontext werden im Modul "Hydrothermale Prozesse" (HTP) Verfahren für den Aufschluss, die Aufbereitung oder der Veredlung insbesondere stark wasserhaltiger Biomassen und Reststoffe unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur zusammengefasst. Die Prozesse laufen üblicherweise bei Temperaturen von 150–280 °C und Drücken von etwa 5-65 bar zwischen dreißig Minuten bis wenige Stunden ab. Bestandteil der Pilotanlage ist ein 0,5m³ Reaktor , welcher bis 240°C und 39bar betrieben werden kann. Dieser wird im unteren Temperatur- und Verweilzeitbereich für die Vorbehandlung schwerzugänglicher Biomassen für die Vergärung eingesetzt. Im Zuge der Gärrestaufbereitung können in der gleichen Anlagentechnik höhere Temperatur- und Druckniveaus gefahren werden, um wässrige Gärreste in sogenannte Hydrokohle umzuwandeln sowie eine Verschiebung von Nährstoffen zwischen wässriger und fester Phase zu erwirken. Am Beispiel des Phosphors, kann der in der festen Phase gebundene Anteil in die flüssige Phase überführt werden und so zugänglich gemacht werden, sodass dieser in nachgeschalteten Prozessen über eine Fällungsreaktion gewonnen werden kann.

Führungen

Sie sind an einer Führung durch die Pilotanlage für erneuerbares Methan auf dem Gelände des Deutschen Biomasseforschungszentrums gemeinnützige GmbH interessiert?

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Baudokumentation

Wir produzieren Biogas!

Im Zuge der Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Herstellung von erneuerbaren Methan am DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH wird im ersten Schritt wertvolles Biogas aus Stroh und
Rindergülle gewonnen. 

 

 

 

Baufortschritt der Pilotanlage

Seit Mai 2022 werden sukzessive die Module der Pilotanlage zur Herstellung von erneuerbaren Methan installiert, sodass nach der Inbetriebnahme die Machbarkeit der Prozesskette in Form eines stabilen Anlagenbetriebs demonstriert werden kann.

 

 

 

Baustart der Pilotanlage

Am 31. Mai 2022 fiel der Startschuss für den Aufbau der Pilotanlage auf dem Gelände des DBFZ in Leipzig. Der Baubeginn wurde vom Projektteam des DBFZ wie auch beteiligten Firmen feierlich begleitet.

» Zur Pressemitteilung

Offizieller Baubeginn der Pilotanlage am DBFZ
(Foto: Paul Trainer, DBFZ)

Offizieller Baubeginn mit Ronny Bonzek (Geschäftsführung) und der Projektleitung
(Foto: Paul Trainer, DBFZ)

Projektteam Pilot-SBG
(Foto: Paul Trainer, DBFZ)