Praxisorientierte Fachkräfte sind für die erfolgreiche und fluktuierende biobasierte Wirtschaft essentiell. 132 Ausbildungsberufe in Deutschland haben einen konkreten Bezug zur Bioökonomie. In Mitteldeutschland und der Lausitz waren im Jahr 2020 etwa 11.000 Auszubildende in Berufen mit Bioökonomiebezug beschäftigt.Die Zahl der Auszubildenden in diesen Berufsgruppen hat in der Lausitz zwischen 2013 und 2020 stetig zugenommen (+2,9%). Im Mitteldeutschen Revier gab es hingegen einen Abwärtstrend (-3,1%). Die meisten Auszubildenden sind in Berufsgruppen der Holzwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Gastronomie beschäftigt.

132 Ausbildungsberufe mit Bezug zur Bioökonomie

Praxisorientierte Fachkräfte und Auszubildende als Fachkräfte von morgen, sind für eine erfolgreiche und fluktuierende biobasierte Wirtschaft essentiell. Diese Fachkräfte verfügen beispielsweise über eine Berufsausbildung als Landwirt*in, Gärtner*in, Holzmechaniker*in oder sind spezialisiert in der Lebensmitteltechnik und der Milchtechnologie. Ebenso spielen Ausbildungsberufe im Bereich der Verfahrensmechanik, der Kreislauf- und Abfallwirtschaft, dem Pharma- oder Textilbereich eine wichtige Rolle. Insgesamt ist der Anteil der Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in der Bioökonomie in der Lausitz und in Mitteldeutschland überdurchschnittlich hoch (Weiterlesen Kapitel Beschäftigungsstrukturen). Insgesamt gibt es 132 Ausbildungsberufe mit Bezug zur Bioökonomie, die das breite Berufsspektrum der unterschiedlichen Wirtschaftszweige in der Bioökonomie widerspiegeln (Weiterlesen Bioökonomierelevante Wirtschaftszweige)[a].

» Download: Detaillierte Liste der bioökonomierelevanten Ausbildungsberufe und Berufsgruppen [Daten]

Zahl der Auszubildenden nimmt in der Lausitz zu, in Mitteldeutschland ab 

In beiden Revieren waren im Jahr 2020 etwa 11.000 Auszubildende in Berufsgruppen beschäftigt, die einen Bezug zur Bioökonomie haben. Das entspricht einem Anteil von etwa 23 Prozent aller Auszubildenden in den Revieren. In der Lausitz ist dieser Anteil mit 25,5% etwas höher als in Mitteldeutschland (21,9%). Etwa 4.300 Auszubildende waren in Berufsgruppen beschäftigt, die vollständig der Bioökonomie zugehören (z.B. Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft, Holzwirtschaft) – davon etwa 1.700 im Lausitzer Revier (10,6% aller Auszubildenden) und 2.600 im Mitteldeutschen Revier (8,1% aller Auszubildenden).


» Download: Abbildung Auszubildende in bioökonomierelevanten Berufsgruppen [PNG]


Die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtigen Auszubildenden entwickelte sich in beiden Revieren zwischen 2013 und 2020 positiv. Im Lausitzer Revier hat ihre Zahl um 6,0 Prozent zugenommen, im Mitteldeutschen Revier um 5,3 Prozent. Diese Dynamik ist in den Berufsgruppen mit Bioökonomiebezug jedoch nicht in gleichem Maße gegeben. In der Lausitz stieg die Zahl der Auszubildenden in bioökonomiebezogenen Berufsgruppen um 2,9 Prozent. In Mitteldeutschland ist mit einem Rückgang von 3,1 Prozent eine negative Tendenz festzustellen. Werden ausschließlich die vollständig der Bioökonomie zuzuordnenden Auszubildenden betrachtet, ist der Rückgang in Mitteldeutschland mit 6,5 Prozent der Auszubildenden noch ausgeprägter.

Die Top-6 der Ausbildungsberufe in Mitteldeutschland und der Lausitz: Holz, Ernährung und Gastronomie liegen deutlich vorn 

Im Lausitzer Revier waren 2020 die meisten Auszubildenden in der Holzbearbeitung und Holzverarbeitung sowie der Lebens- und Genussmittelherstellung beschäftigt. Regional dominieren somit produktionsorientierte Ausbildungszweige. Aber auch landwirtschaftliche Ausbildungen sind in der Lausitz gefragt. Die Zahl der Auszubildenden in diesen Berufsgruppen hat sich zwischen 2013 und 2020 dynamisch entwickelt. Hier sticht vor allem der Zuwachs von annähernd 50 Prozent in der Holzbearbeitung und Holzverarbeitung positiv heraus.  In den Top-6 der Ausbildungsberufe in der Lausitz stehen mit dem Verkauf von Lebensmitteln und der Speisenzubereitung zudem dienstleistungsorientierte Berufsgruppen. Über die Jahre hinweg betrachtet, fällt die deutliche Zunahme der Auszubildenden im Handelsbereich (19,1%) auf, während es in der Speisenzubereitung einer substantiellen Abnahme kam (-39,4%). Weiterhin haben sich die Berufsgruppen der Fischwirtschaft, Papiertechnik, Verpackungstechnik und Biologie in der Lausitz stark entwickelt. Die Gesamtzahl der dort beschäftigten Auszubildenden reicht allerdings nicht für die Top-6 der Ausbildungsberufe in der Lausitz.


» Download: Abbildung Top 6 Bioökonomie-Ausbildungsberufe [PNG]


Im Mitteldeutschen Revier waren 2020 die meisten Auszubildenden in dienstleistungsorientierten Berufsgruppen wie dem Verkauf von Lebensmitteln oder der Speisenzubereitung beschäftigt. Analog zur Entwicklung in der Lausitz sind auch diese von deutlichen Zunahmen (Verkauf von Lebensmitteln) bzw. Abnahmen (Speisenzubereitung) gekennzeichnet. Der Rückgang im Bereich Speisenzubereitung steht im Zusammenhang mit allgemein rückläufigen Auszubildendenzahlen in der Gastronomie[1]. Als wesentliche Gründe für die Rückgänge gelten eine überdurchschnittliche Wochenarbeitszeit, Wochenend- und Feiertagsarbeit und nicht zuletzt eine geringe Ausbildungsvergütung [2]. Die bedeutendsten produktionsorientierten Top-6 der Ausbildungsberufe im Mitteldeutschen Revier sind der Lebensmittel- und Genussmittelherstellung sowie der Holzbearbeitung und -verarbeitung zuzuordnen. Besonders hervorzuheben ist der drastische Rückgang der Auszubildenden in der Ernährungswirtschaft seit 2013 (-22,9%). Dies ist alarmierend, denn bei der Ernährungswirtschaft handelt es sich um eine der Leitbranchen des Mitteldeutschen Reviers [3]. Die Entwicklung der Ernährungswirtschaft steht damit im regionalen Fokus. Die Berufsgruppen Holzbearbeitung und Holzverarbeitung (3,0%) sowie Landwirtschaft (8,9%) entwickelten sich in Mitteldeutschland stabil.


 

Zum nächsten Themenbereich »Events

Quellen

[1]  Statistisches Bundesamt (2020): Azubis in Gastronomie, Hotellerie, Tourismus und Einzelhandel: 28 % weniger Neuverträge 2019 als zehn Jahre zuvor (Pressemitteilung, Nr. N 048). Online verfügbar, zuletzt geprüft am 08.02.2022.

[2] DGB-Jugend Berlin-Brandenburg (Hg.) (2016): Gastronomiereport 2015. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 08.02.2022.

[3]  Ritschel, Falk; Groth, Sabrina (2020): Technologiefeldanalyse Innovationsregion Mitteldeutschland. Zentrale Ergebnisse. Herausgegeben von der Innovationsregion Mitteldeutschland. Leipzig. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 08.02.2022.

Anmerkungen

[a]​​​​​​​ In der regionalisierten Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit werden aus Datenschutzgründen die Informationen der 132 Ausbildungsberufe innerhalb der Klassifikation der Berufe in 36 übergeordneten Berufsgruppen zusammengefasst (z.B. Berufsgruppen Landwirtschaft, Gartenbau, Lebensmittel- und Genussmittelherstellung, Gastronomie, Textiltechnik und -produktion). Davon lassen sich 16 Berufsgruppen vollständig und 20 Berufsgruppen teilweise der Bioökonomie zuordnen.