Wirtschaft


Im Vergleich zur Bundesebene weisen die Reviere mit Blick auf wesentliche Kennzahlen unterdurchschnittliche Entwicklungen auf, die regional teilweise stark variieren. So bezifferte sich die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen im Jahr 2019 im Mitteldeutschen auf 58.797 € und im Lausitzer Revier auf 57.080 €. Damit lag die durchschnittliche Bruttowertschöpfung in beiden Revieren deutlich unterhalb des Bundeswertes (68.616 €).

Die größten Umsätze werden, wie auch auf nationaler Ebene, in den Wirtschaftsabschnitten Handel einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und im Verarbeitenden Gewerbe erzielt. Dazu gehören Industriebranchen wie die Automobilindustrie, die Chemieindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau oder die Umwelt- und Energietechnik. Sie bilden das wirtschaftliche Rückgrat der Reviere. Darin spiegelt sich das Selbstverständnis als Industrieregion wider. Damit ist der Anspruch verbunden, diese Basis im Transformationsprozess zu erhalten bzw. zu stärken. Auch die Bereiche Logistik und IT-Dienstleitungen sind in beiden Revieren gleichermaßen stark vertreten. Insgesamt verfügen die Regionen damit über Technologie- und Wissensbasen, die auch im Kontext der Entwicklung zukunftsweisender Bioökonomien wichtige Funktionen einnehmen können.

Die regionale Wirtschaftskraft der Reviere, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, ist seit 1995 kontinuierlich gestiegen. Die Differenz zum Bundesdurchschnitt besteht jedoch über den Zeitverlauf hinweg. So lag das BIP pro Kopf im Lausitzer Revier 2019 bei rund 72 % Prozent des bundesweiten Wertes, im Mitteldeutschen Revier bei etwa 76 %. Es zeigt sich, dass die Verdichtungsräume Leipzig, Halle und Cottbus hinsichtlich ihrer Wirtschaftskraft die größte Dynamik in den Revieren aufweisen. Insgesamt geht die Angleichung der regionalen Wirtschaftskraft nur langsam voran.

Unternehmensgewinne liegen nach wie vor knapp ein Fünftel unter dem Bundesdurchschnitt

Einen Überblick über die wirtschaftsstrukturellen Unterschiede gibt die sektorale Verteilung der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen. Die ersten beiden Karten stellen die durchschnittliche Wertschöpfung je Erwerbstätigen und deren prozentuale Anteile an den Wirtschaftszweigen dar. Die folgenden Karten zeigen die durchschnittliche Erwerbstätigenquote und deren prozentuale Wirtschaftszweiganteile. Die Größe der in den Karten dargestellten Diagramme steht in Relation zum jeweils größten absoluten Wert der Wertschöpfung und Erwerbstätigen. Für beide Kennziffern sind die Daten der Stadt Leipzig maßgebend. Die Kreise und kreisfreien Städte gliedern sich in die Klassen 25 - 50 % und < 25 % des Wertes von Leipzig.


Orientiert an der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), des Statistischen Bundesamtes wird im Folgenden die wirtschaftliche Lage der Regionen dargestellt.


» Download: Mitteldeutsches Revier [Grafik] [Daten] Lausitzer Revier [Grafik] [Daten


Die durchschnittliche Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen bzw. das Produktivitätsniveau belief sich im Jahr 2019 im Mitteldeutschen auf 58.797 € und im Lausitzer Revier auf 57.080 €. Dabei reicht die Spanne in beiden Gebieten von 50.884 € (Altenburger Land) bis zu 77.674 € (Spree-Neiße). Der Wert des Landkreises Spree-Neiße liegt gut 9.000 € über dem Bundesdurchschnitt. Dies liegt an der hohen Bruttowertschöpfung und vergleichsweise geringen Anzahl an Erwerbstätigen im Landkreis. Den großen Anteil der Wertschöpfung macht der sekundäre Sektor (produzierendes Gewerbe – graues Farbschema im Diagramm) mit 59,4 Prozent aus. Der Anteil der Erwerbstätigen in diesem Sektor ist mit 37,4 Prozent verhältnismäßig gering.

Die hohe Produktivität dieses Sektors wird noch deutlicher mit Blick auf den darin enthaltenen Wirtschaftsabschnitt Bergbau, Energie- und Wasserversorgung sowie Energiewirtschaft. In diesem werden 42,9 Prozent der Wertschöpfung mit 8,8 Prozent der Erwerbstätigen des Spree-Neiße-Kreises erzeugt. In den Landkreisen mit Tagebauaktivitäten Leipzig, Görlitz und Saalekreis sind Parallelen zu erkennen – jedoch in kleinerem Ausmaß.


» Download: Mitteldeutsches Revier [Grafik] [Daten] Lausitzer Revier [Grafik] [Daten]


Die durchschnittliche Erwerbstätigenquote, als Anteil der Erwerbstätigen an der gesamten Bevölkerung, betrug im Jahr 2019 im Mitteldeutschen Revier 48,5 Prozent und im Lausitzer Revier 47,09 Prozent. Die Kenngröße steht in direktem Zusammenhang zur demografischen Entwicklung und wird beeinflusst durch die Branchenstruktur. So ergeben sich in Gebieten mit ausgeprägtem tertiären Sektor (Dienstleitungsbereich – blaues Farbschema im Diagramm) hohe Quoten. Vor allem die kreisfreien Städte mit ihrem jeweiligen Handels-, Finanz- und Verwaltungswesen weisen entsprechende Werte auf.

Der primäre Sektor (Land- und Forstwirtschaft – grünes Farbschema im Diagramm) besitzt im Kreis Elbe-Elster mit 3,1 Prozent an der Bruttowertschöpfung und 4,5 Prozent an den Erwerbstätigen ein überdurchschnittliches Gewicht, was den ländlichen Charakter der Region widerspiegelt.


Regionale Unterschiede in den Anteilen der Wirtschaftsabschnitte Bergbau, Energie- und Wasserversorgung sowie Energiewirtschaft


Im Jahr 2019 betrug der Anteil des Wirtschaftsabschnittes Bergbau, Energie- und Wasserversorgung sowie Energiewirtschaft an der Bruttowertschöpfung in Deutschland 3,1 Prozent, im Mitteldeutschen Revier 5,5 Prozent und im Lausitzer Revier 11,3 Prozent. Die Anteile fallen vor allem in den Tagebaukreisen nochmals größer aus. Im Mitteldeutschen Revier gilt das für den Landkreis Leipzig mit den Tagebauen Schleenhain und Teilen von Profen (2019: 11,5 %), gefolgt vom Saalekreis mit dem Kraftwerk Schkopau (10,8 %) und dem Burgenlandkreis mit dem Großteil des Tagebaus Profen (7 %).



» Download:  Anteile der Wirtschaftsabschnitte im Mitteldeutschen Revier [Grafik] [Daten]


Noch deutlicher werden die Effekte des Braunkohlebergbaus im Lausitzer Revier. So befinden sich die Tagebaue Jänschwalde und Welzow-Süd im Landkreis Spree-Neiße (42,9 %) und die Tagebaue Nochten und Reichwalde im Landkreis Görlitz (16,9 %). Über die Zeit hinweg betrachtet, führte der im Jahr 2000 einsetzende Anstieg der Preise in diesem Sektor bis zu dessen Höhepunkt im Jahr 2010 zu einer zusätzlichen Ausdehnung des Wirtschaftsabschnittes.[1]



» Download:  Anteile der Wirtschaftsabschnitte für das Lausitzer Revier [Grafik] [Daten]


Auch das BIP pro Kopf liegt durchschnittlich ca. ein Viertel unter dem Bundesdurchschnitt

Ein Indikator für die Wirtschaftskraft ist zumeist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Im Lausitzer Revier lag das BIP pro Kopf im Jahr 2019 bei rund 72 Prozent des Bundesdurchschnitts von 41.508 €. Zwischen 1995 und 2019 haben fast alle Kreise, gemessen an der Bundesrepublik, unterdurchschnittliche Werte aufgewiesen. Einzig der Landkreis Spree-Neiße hat das nationale Niveau im Jahr 2010 überschritten. Der Anstieg im Kreis Spree-Neiße ist vermutlich auf die Braunkohleaktivitäten zurückzuführen. So führte der Preisanstieg im Sektor zugleich zu einer Ausdehnung der Produktion.[1] Im brandenburgischen Vergleich liegen neben Spree-Neiße auch Cottbus und Dahme-Spreewald seit 2006 über dem Durchschnitt.

 


» Download: BIP pro Einwohner im Lausitzer Revier 1995 bis 2019 [Grafik] [Daten]


In allen Regionen ist das BIP pro Kopf seit 1995 gestiegen. Allerdings variiert die Entwicklung der Kenngröße in den Gebieten stark. So weisen die Bundesländer und die Kreise Bautzen, Görlitz, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz ein relativ konstantes Wachstum auf. Im Unterschied dazu stieg in Dahme-Spreewald und Spree-Neiße das BIP pro Kopf zwischen den Jahren 2005 bis 2010 exponentiell an. Der Kreis Dahme-Spreewald dürfte dabei von der Nähe zu Berlin und dem 2006 begonnenen Bau und des mittlerweile in Betrieb genommenen Hauptstadtflughafens profitiert haben.


Im Jahr 2017 lag das BIP pro Kopf in Polen im Durchschnitt bei 12.200 € und in der Tschechischen Republik bei
18.100 €. In dem direkt an das Lausitzer Revier angrenzenden polnischen Gebiet Lubuskie wurden 83 % des
nationalen Werts erreicht. Die Region Dolnośląskie übertraf den polnische Durchschnittswert um 10 %. In den beiden tschechischen Regionen Severozápad und Severovýchod lag die Kennziffer bei 71 % bzw. 84 % des nationalen Werts.[2]



» Download: BIP pro Einwohner im Mitteldeutschen Revier 1995 bis 2019 [Grafik] [Daten]


Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf erreichte im Jahr 2019 im Mitteldeutschen Revier knapp 76 Prozent des gesamtdeutschen Niveaus. Die kreisfreie Stadt Leipzig lag mit 93,4 Prozent am nächsten am Bundesdurchschnitt von
41.508 €. Die Entwicklung der Kenngröße ist im Mitteldeutschen Revier sehr unterschiedlich verlaufen. Während der Anteil des BIP der Stadt Halle am nationalen Durchschnitt gegenüber dem Jahr 1995 gesunken ist, registrierte der Saalekreis einen Zuwachs. Im Vergleich zu den Landkreisen ist das BIP pro Kopf in den Verdichtungsräumen Leipzig und Halle immer noch näher am Bundesdurchschnitt und weist auch gegenüber dem jeweiligen Bundesland eine überdurchschnittliche Entwicklung auf.


Vergleicht man die Reviere miteinander, zeigen sich Parallelen. So ist das BIP pro Kopf in beiden Regionen im Zeitraum von 2007 bis 2019 um rund 45 % angewachsen – und damit um gut zehn Prozentpunkte stärker als im Rest Deutschlands. Jedoch weisen immer noch neun der insgesamt 16 Kreise und kreisfreien Städte pro Kopf-Werte von unter 70 % des gesamtdeutschen Niveaus aus. Auch der Vergleich mit den betreffenden Bundesländern verdeutlicht die unterdurchschnittliche Entwicklung und unterstreicht die regionalen Unterschiede in beiden Revieren.

Ursachen der vergleichsweise geringen Wirtschaftskraft in den Regionen sind unter anderem die Kleinteiligkeit der ostdeutschen Wirtschaft, der Mangel an Großunternehmen und Konzernzentralen, der geringe Anteil wissensintensiver Industrien und Dienstleistungen sowie anhaltende Bevölkerungsverluste.[3] [4]


Die Stadt Leipzig und der Landkreis Bautzen verzeichnen die meisten Unternehmen in den Revieren



» Download: Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen 2020 [Grafik] [Daten]


Im Jahr 2020 zählte das Unternehmensregister im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier insgesamt 126.856 Unternehmen. Die meisten Unternehmen sind im Mitteldeutschen Revier angesiedelt. Rund ein Drittel davon sitzt allein in der Stadt Leipzig. Im Lausitzer Revier befindet sich etwa jedes vierte Unternehmen im Landkreis Bautzen.

Die Mehrzahl der Unternehmen in den Revieren zählt, genau wie auf nationaler Ebene, zur Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit bis zu 249 Beschäftigten. Knapp 90 Prozent gelten als Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Der Anteil der Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten beträgt in den Revieren 0,5 Prozent. Jedes fünfte Großunternehmen befindet sich dabei in der Stadt Leipzig.



» Download: Unternehmen nach Wirtschaftsabschnitten 2020 [Grafik] [Daten]


Die prozentuale Verteilung der Unternehmensanzahl nach Wirtschaftsabschnitten zeigt: die meisten Unternehmen sind in den Bereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation tätig. Finanz-, Verssicherungs-, Unternehmensdienstleister sowie Grundstücks- / Wohnungswesen stellen die zweitgrößte Gruppe. Es folgen die Bereiche Erziehung, Gesundheit und sonstige Dienstleistungen. Insgesamt zählen ca. drei Viertel der Unternehmen zu diesen Wirtschaftsabschnitten des tertiären Sektors (blaues Farbschema). Im sekundären Sektor (graues Farbschema) dominiert das Baugewerbe mit rund 7.600 Unternehmen im Lausitzer und 11.100 Unternehmen im Mitteldeutschen Revier.


Handel und Verarbeitendes Gewerbe sind die umsatzstärksten Branchen der Reviere



» Download: Umsatzsteuerpflichtige und steuerbarer Umsatz aus Lieferungen und Leistungen 2019 [Grafik] [Daten]


Fast 80 Prozent der rund 127.000 ansässigen Unternehmen im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier sind umsatzsteuerpflichtig. Gemäß Umsatzsteuerstatistik erzielten sie im Jahr 2019 zusammen einen Umsatz in Höhe von 110 Milliarden Euro. Mit mehr als einem Viertel der Summe hat, bezogen auf die Gebietskörperschaften der Reviere, die Stadt Leipzig den höchsten Umsatz erwirtschaftet. In Mitteldeutschland verringerten sich die Anzahl der steuerpflichtigen Unternehmen gegenüber dem Jahr 2018 um knapp 3000 und die Umsätze um neun Prozent. Im Lausitzer Revier nahm die Unternehmenszahl um 678 und der Umsatz um ca. vier Prozent ab.

Welche Branchen sind besonders erfolgreich? Die größten Umsätze wurden, wie auch auf nationaler Ebene, in den Wirtschaftsabschnitten Handel einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (G) und im Verarbeitenden Gewerbe (C) erzielt. Im Mitteldeutschen Revier folgt der Abschnitt Energieversorgung (D) an dritter Stelle. Dieser verzeichnet mit ca. 13,5 Millionen Euro den höchsten Umsatz je steuerpflichtigen Unternehmen. Im Lausitzer Revier trifft dies mit etwa 2,8 Millionen Euro für die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes (C) zu.[a] Im Mittel befinden sich die Umsätze der Unternehmen in den Revieren jedoch deutlich unter diesen Spitzenwerten. Mit 1,21 Millionen Euro liegt der durchschnittliche Umsatz im Mitteldeutschen Revier über dem Durchschnitt der jeweiligen Bundesländer, weist im Vergleich zur Bundesrepublik jedoch ein unterdurchschnittliches Niveau auf.



» Download: Steuerbarer Umsatz aus Lieferungen und Leistungen je steuerpflichtigen Unternehmen 2019 [Grafik] [Daten]



Stand: Juni 2022

Quellen

[1] Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hg.) (2019): Nach der Kohle. Alternativen für einen Strukturwandel in der Lausitz. (S.17). Berlin.

[2] Eurostat (Hg.) (2019): BIP pro Kopf in 281 Regionen der EU. Regionales BIP pro Kopf reichte im Jahr 2017 von 31% bis 626% des EU-Durchschnitts (Pressemitteilung 34/2019). Online verfügbar, zuletzt geprüft am 14.07.2020.

[3]  Hirte, Christian (2019): Gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland schaffen. In: ifo Schnelldienst 72, 16/2019, S. 7-10.

[4]  Brachert, Matthias; Graffenberger, Martin; Lang, Thilo (2020): Innovation und Wissenstransfer außerhalb der Agglomerationsräume. Kontextfaktoren, Strukturen und räumliche Muster. In: forum ifl 36, Online verfügbar, zuletzt geprüft am 15.09.2020.

Anmerkungen

[a]  Für das Lausitzer Revier liegen die Werte sowohl für die Energieversorgung als auch für den Bergbau nicht für alle Landkreise vor.