Kohleindustrie Deutschland


In Deutschland zählte die Braunkohlewirtschaft im Jahr 2020 etwa 20.000 Beschäftigte. Der beschlossene Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis spätestens 2038 erfordert eine sozialverträgliche und zukunftsorientierte Strukturentwicklung.
Einen ersten großen Strukturbruch erlebte die Braunkohlewirtschaft in den 1990er Jahren. Innerhalb von gut zehn Jahren sank hier die Beschäftigung in Deutschland von rund 158.000 (1988) auf 21.000 (2000). In ähnlichem Verhältnis ging auch die Fördermenge an Braunkohle zurück.
Die Transformation hin zur Bioökonomie bietet eine Möglichkeit, um langfristige Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale noch vor dem Ende des Kohleabbaus zu schaffen. Die nachhaltige Wirtschaftsform ist biobasiert und orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen.

Beschäftigte und Umsätze im Bergbau Deutschlands

Welchen Stellenwert hat der Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden? Im Jahr 2020 waren im Deutschen Bergbau insgesamt 41.840 Personen tätig. Dazu zählen auch die bundesweit 19.483 Beschäftigten der Braunkohlewirtschaft. Während die Beschäftigungsentwicklung im Bergbau in den meisten Bundesländern rückläufig war, befanden sich die Zahlen im Freistaat Sachsen auf dem Niveau des Jahres 2010. Die Umsatzzahlen waren sowohl in Sachsen als auch in Brandenburg angestiegen.

Die Bruttolöhne im Bergbau schwankten stark in den betrachteten Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Sie lagen aber immer über dem gesamten Branchendurchschnitt. So lag beispielsweise das mittlere Jahresbrutto 2020 in Thüringen über alle Branchen hinweg bei 31.072 €[1] und im Bergbau bei 36.585 €. Es gilt, auch nach dem Ende der Kohleverstromung in den Regionen entsprechend gut bezahlte Industriearbeitsplätze bereitzustellen.



» Download: Beschäftigte und Umsatz der Betriebe im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden 2020 [Grafik] [Daten]


Anteile Energie aus Braunkohle vs. Regenerative Energien

Umfangreiche Anteile der „installierten Netto-Nennleistung“, also der gesamten erzeugbaren Energie eines Kraftwerkes, entfallen in Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt auf den Energieträger Braunkohle[a]. In Prozenten ausgedrückt, beträgt die potenzielle Stromerzeugung durch Braunkohle in Sachsen 42 Prozent, in Brandenburg 24 Prozent und in Sachsen-Anhalt ca. 10 Prozent. Damit decken die drei Bundesländer knapp die Hälfte der bundesweiten installierten Braunkohle-Netto-Nennleistung ab. National betrachtet, entfallen laut Bundesnetzagentur über alle Energieträger hinweg etwa 12 Prozent der installierten Nettonennleistung auf die Braunkohle.[2] Hinsichtlich des Braunkohleausstiegs ergeben sich somit große Herausforderungen in der Versorgungssicherung.

 

» Download: Installierte Netto-Nennleistung & Kraftwerkliste Bundesnetzagentur [Grafik] [Daten]

Energie durch Wind-, Solar- und Pumpkraftwerke

In Bezug auf Wind- und Solarenergie weisen Sachsen-Anhalt und Brandenburg deutlich höhere Anteile installierter Netto-Nennleistung auf als Sachsen und Thüringen. Mit einem Anteil von ca. 46 Prozent des Energieträgers Wind und 26 Prozent Solarenergie finden sich in Sachsen-Anhalt die höchsten Anteile. Brandenburg kommt bei Windenergie auf ca. 41 Prozent und Solarenergie auf 23 Prozent, gefolgt von Thüringen mit etwa 28,7 Prozent Windenergie und 30,4 Prozent Solarenergie. Der Freistaat Sachsen bildet mit einem Anteil von 12 Prozent Windenergie und 22,0 Prozent Solarenergie das Schlusslicht der Betrachtung.

Pumpspeicher: Etwa 26 Prozent der erzeugten Leistung in Thüringen stammt aus Pumpspeichern. Damit liegt Thüringen deutlich über dem bundesweiten Anteil von ca. 5 Prozent. Thüringen ist Standort des größten Pumpspeicherwerkes Deutschlands in Goldisthal (1.060 MW).[3] In Sachsen ist der Anteil an Energie aus Pumpspeichern mit etwa 11 Prozent erzeugter Netto-Nennleistung ebenfalls vergleichsweise hoch. Hier erzeugt das zweitgrößte Pumpspeicherwerk Deutschlands in Makersbach 1.046 MW.[4]


Pumpspeicherwerke gehören aktuell zu den wenigen Technologien, die in der Lage sind große Mengen an Energie flexibel zu speichern und freizusetzen. Sie haben das Potential größere Netzschwankungen durch erneuerbare Energien auszugleichen, sodass ihnen eine wichtige Funktion bei der Energiewende zukommt.[5]


Braunkohlekennzahlen der Reviere

Die Braunkohlewirtschaft in Deutschland besitzt eine lange Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Die Förderung der Braunkohle hat insbesondere seit den 1950er Jahren massiv zugenommen und prägt die Kohleregionen sowohl wirtschaftlich als auch landschaftlich. So mussten allein im Mitteldeutschen und im Lausitzer Revier etwa 250 Ortschaften der Braunkohle weichen und ca. 80.000 Menschen umgesiedelt werden.[6]



» Download: Braunkohleförderung und Beschäftigte im Braunkohlebergbau 1958 bis 2020 [Grafik] [Daten]


Von den ursprünglich sechs Abbaugebieten in Deutschland sind inzwischen nur noch drei aktiv: das Rheinische Revier als größtes Abbaugebiet Deutschlands, gefolgt vom Lausitzer und Mitteldeutschen Revier. Die ehemaligen Reviere in Helmstedt, Hessen und Bayern sind mittlerweile "ausgekohlt". Die Braunkohlevorkommen in der Bundesrepublik umfassen rund 72 Mrd. Tonnen, von denen die Hälfte wirtschaftlich abbaubar ist.[7] Im Jahr 2020 wurden in den Revieren laut Statistik der Kohlenwirtschaft insgesamt etwa 107 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert. Davon entfielen 51 Mio. Tonnen auf das in Nordrhein-Westfalen gelegene Rheinische, 43 Mio. Tonnen auf das Lausitzer und 13 Mio. Tonnen auf das Mitteldeutsche Revier. Der Großteil der deutschen Braunkohleproduktion dient der Strom- und Wärmeerzeugung.

Strukturbrüche in der Braunkohleindustrie

Die Braunkohlewirtschaft erlebte in den 1990er Jahren infolge des transformationsbedingten Zusammenbruchs der ostdeutschen Industrie und des Wechsels der Energieträger auf Öl, Gas und Uran einen drastischen Rückgang der Braunkohle-Fördermenge und Beschäftigungen. Die Zahl der Arbeitnehmer*innen sank von 1988 bis 2000 von rund 158.000 auf etwa 21.000 ab. Gleichzeitig verringerte sich die Braunkohleförderung kontinuierlich. Die Beschäftigtenzahl nahm unablässig ab, sodass bundesweit im Jahr 2020 noch ca. 12 Prozent der Arbeitnehmer*innen von 1988 im Kohlesektor arbeiteten. Konkret waren es 2020 noch 19.483 Mitarbeiter*innen, was einem Anteil von 0,04 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland entspricht. Knapp die Hälfte der Beschäftigten waren im Rheinischen Revier tätig. Im Lausitzer Revier waren im Jahr 2020 7.822 Personen beschäftigt. Das entspricht etwa 1,5 Prozent aller im Revier Erwerbstätigen. Das Mitteldeutsche Revier verzeichnete 2020 mit 2.190 Kohle-Beschäftigten einen Gesamtanteil von ca. 0,2 Prozent. Im Rahmen des geplanten Kohleausstiegs der Bundesregierung werden spätestens bis zum Jahr 2038 die Braunkohlekraftwerke vom Netz gehen und die damit verbundenen Arbeitsplätze wegfallen.[8]

 


Stand: April 2022

Quellen

[1] Thüringer Landesamt für Statistik (Hg.) (2022): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - Bruttolöhne und-gehälter nach WZ 2008. Erfurt. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022.

[2]  Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen; Bundeskartellamt (Hg.) (2022): Monitoringbericht 2021. Bonn.

[3]  Vattenfall (Hg.) (2022a): Goldisthal – das größte Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022.

[4] Vattenfall (Hg.) (2022b): Pumpspeicherkraftwerk Markersbach – eines der größten Wasserkraftwerke in Europa. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022

[5]  Deutsche Energie-Agentur (Hg.) (2022): Pumpspeicher. Wasserkraft als Stromspeicher. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022.

[6] Mitteldeutscher Rundfunk (Hg.) (2020): Der Braunkohleabbau im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022.

[7] Bundesverband Braunkohle (DEBRIV) (Hg.) (2022): Braunkohle in Deutschland. Daten und Fakten 2021. Berlin

[8] Statistik der Kohlenwirtschaft e.V. (Hg.) (2022): Braunkohle. Essen, Bergheim. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.04.2022.

Anmerkungen

[a]  Für Thüringen wird von der Bundesnetzagentur keine auf dem Energieträger Braunkohle basierende installierte Netto-Nettonennleistung ausgewiesen.