Beschäftigungsstrukturen in Mitteldeutschland und Lausitz




Für die Reviere wurden Qualifikationen sowie Alters- und Lohnstrukturen der sozialversichungspflichtig Beschäftigten der Bioökonomie analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass die regionale Bioökonomie in der Lausitz und in Mitteldeutschland hohe Anteile von Fachkräften und Hilfskräften aufweist. Im Vergleich mit der Gesamtbeschäftigung bedeutet das gleichzeitig einen erheblich geringeren Anteil an Spezialist*innen und Expert*innen. Diese Qualifikationsstrukturen wirken sich u.a. auf die Löhne innerhalb der Bioökonomie aus. Diese liegen im Lausitzer Revier (2.169 €) und im Mitteldeutschen Revier (2.262 €) deutlich unter den bereits niedrigen regionalen Löhnen aller Beschäftigten (Lausitz: 2.564 €; Mitteldeutschland: 2.753 €). Die Altersstruktur der Bioökonomie-Beschäftigten weist nur geringe Unterschiede zur Altersstruktur aller Beschäftigten in den Revieren auf.

Qualifikation: Hohe Anteile von Fachkräften und Hilfskräften in der Bioökonomie zu verzeichnen


Am häufigsten sind in der Bioökonomie Fachkräfte der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, wie Brauer*innen oder Bäcker*innen beschäftigt. Danach folgen Berufe der Land-, Tier- und Fortwirtschaft sowie Berufe mit gastronomischem Bezug. Die vorangegangene Abbildung zur Qualifikationsstruktur der Beschäftigten verdeutlicht, dass sowohl der Anteil der Fachkräfte (abgeschlossene Berufsausbildung), als auch der Anteil der Helfertätigkeiten (keine oder eine 1-jährige Berufsausbildung) vergleichsweise hoch ist. Im Lausitzer Revier ist der Anteil der Fachkräfte in der Bioökonomie [a], verglichen mit allen Beschäftigten, erhöht. Der Anteil der Hilfskräfte liegt etwa ein Drittel höher. Im Mitteldeutschen Revier ist der Fachkräfteanteil in der Bioökonomie leicht und der Anteil der Hilfskräfte deutlich erhöht. Hieraus ergibt sich, dass die Anteile der Spezialist*innen (aus Meister*innen-/Techniker*innenausbildung bzw. gleichwertiger Fachschul- oder Hochschulausbildung) und Expert*innen (mind. 4-jährige Hochschulausbildung, Master, Diplom, Staatsexamen, Promotion) in der Bioökonomie in den Revieren geringer sind. Im Vergleich zur Gesamtbeschäftigung ist der Anteil der Spezialist*innen und Expert*innen in der Bioökonomie in der Lausitz niedriger. Im direkten Vergleich der Reviere zeigt sich, dass der Anteil der Experten innerhalb der Bioökonomie im Mitteldeutschen Revier deutlich höher ist als im Lausitzer Revier. Dies korrespondiert z.B. mit der stärkeren Bedeutung des Forschungs- und Entwicklungsbereichs im Mitteldeutschen Revier.

 

Löhne: In beiden Revieren werden in der Bioökonomie unterdurchschnittliche Löhne erzielt


Die Löhne in der Bioökonomie [b] liegen sowohl im Lausitzer als auch im Mitteldeutschen Revier deutlich unter den bereits niedrigen regionalen Löhnen. Im Vergleich der beiden Reviere zeigt sich, dass die absoluten Löhne – insgesamt, wie auch innerhalb der Bioökonomie – in Mitteldeutschland höher sind als in der Lausitz. Ursächlich hierfür können regional unterschiedliche Strukturen der Bioökonomie sein, z.B. die stärkere Forschungsbasis im Mitteldeutschen Revier. Grundsätzlich korrespondiert das geringere mittlere Einkommen in der Bioökonomie mit den zuvor dargelegten Qualifikationsstrukturen. So bedingen die eher hohen Anteile der Hilfskräfte bzw. die geringen Anteile von Spezialist*innen und Expert*innen die unterdurchschnittlichen Löhne in der Bioökonomie in den beiden Revieren.

 

Alter: Nur geringe Unterschiede zwischen der Bioökonomie und der Gesamtwirtschaft


Die Altersstruktur der Beschäftigten in der Bioökonomie der Reviere zeigt nur geringe Unterschiede zur Altersstruktur aller Beschäftigten auf. In beiden Revieren sind die jüngeren Altersgruppen in der Bioökonomie etwas stärker vertreten als in der Gesamtwirtschaft.

 

Ausblick: Der Anteil der Fachkräfte – u. a. mit industriellen und technischen Bezügen – ist in der Bioökonomie vergleichsweise hoch. Dadurch ergeben sich in den Revieren auch Anschlussmöglichkeiten für Beschäftigte der Kohleindustrie. Allerdings fallen die Löhne der Bioökonomie, gemessen am regionalen Durchschnittslohn, deutlich geringer aus. Dieser Fakt bedarf besonderer Beachtung, denn durch das niedrige Lohnniveau wird die Attraktivität der Arbeitsplätze in der Bioökonomie beeinträchtigt.
Mit Blick auf die steigende Bedeutung einer biobasierten Wirtschaft und übergeordneten Trends wie Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft, ist mit einer Zunahme der Relevanz der Bioökonomie zu rechnen. Folglich kann die strategische und an den regionalen Bedarfen orientierte Förderung der Bioökonomie die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Regionen stärken, Arbeitsplätze sichern/schaffen und insgesamt zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.


>> Download: Die detaillierte Studie mit Informationen und Erläuterungen zur Datenbasis und zum methodischen Vorgehen kann hier heruntergeladen werden [Studie]


Stand: Januar 2022


Quellen 

[1] ↑ Brödner, Romy; Graffenberger, Martin; Kropp, Per; Sujata, Uwe (2021): Beschäftigungsstrukturen und Potenziale der Bioökonomie in den deutschen Braunkohlerevieren. Hg. v. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Nürnberg (IAB-Discussion Paper, 14).

Anmerkungen 

[a] ↑ Die Berechnungen beziehen sich auf den Maximal-Anteil der gesamten Bioökonomie-Beschäftigung – vgl. Brödner et al. 2021.

[b] ↑ Die Berechnungen beziehen sich auf den Maximal-Anteil der gesamten Bioökonomie-Beschäftigung – vgl. Brödner et al. 2021.