Rest- & Abfallstoffe


Biogene Reststoffe und Abfälle sollen, dem Kreislaufgedanken der Bioökonomie folgend, ebenso wie Nebenprodukte möglichst vollständig und effizient genutzt werden. Dabei stellt sich die Frage, wie groß die tatsächlichen Potenziale aus biogenen Rest- und Abfallstoffen sind.

Im Bereich Altholz entfallen aktuell ca. drei Prozent des nationalen Aufkommens auf das Lausitzer und das Mitteldeutsche Revier. In beiden Revieren zusammen ist die Verwendung von Altholz insgesamt mehr als doppelt so hoch wie das Aufkommen. Dabei wird Altholz fast vollständig energetisch genutzt.


Circa drei Prozent des nationalen Altholzaufkommens entfallen auf die Reviere

Als Altholz bezeichnet man Holz, das bereits einem Verwendungszweck zugeführt worden ist und als „Abfall“ zum Recycling oder zur Entsorgung vorgesehen ist. Das meiste Altholz ist innerhalb des Lausitzer Reviers im Jahr 2016 mit 0,15 Mio. m³ im Landkreis Dahme-Spreewald angefallen. Im Mitteldeutschen Revier fanden sich die größten Altholzaufkommen in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld (0,12 Mio. m³), Nordsachsen (0,05 Mio. m³) und Leipzig (0,03 Mio. m³). Das Aufkommen von Altholz beinhaltet die Mengen in inländischen Altholzentsorgungsbetrieben und Importe, die von Entsorgungsbetrieben ausgeführt wurden. Unter Berücksichtigung von Import und Export fielen im Jahr 2016 in Deutschland rund 13,3 Mio. m³ Altholz an.[1]Somit macht die Gesamtmenge an Altholz in den beiden Revieren einen Anteil von rund 3 % des deutschen Altholz-Aufkommens aus.



» Download: Altholzaufkommen [Daten] und Altholzverwendung 2016 [Daten]


Altholz wurde im Jahr 2016 zu fast 95 % einer energetischen Verwertung in Biomassefeuerungsanlagen zugeführt. Einzig in Mansfeld-Südharz wird Altholz stofflich in der Holzwerkstoffindustrie genutzt. In beiden Revieren zusammen wurde mehr als doppelt so viel Altholz verwendet als vorkommt, was auf hohe Importmengen von außerhalb der Reviere schließen lässt. Während bei der stofflichen Verwendung von Altholz Frischholz ersetzt wird, können durch die energetische Nutzung fossile Energieträger substituiert und somit eingespart werden. Deutschlandweit werden laut Altholzverband 80 % des Altholzes einer energetischen Nutzung und nur 20 % einer stofflichen Nutzung zugeführt.[a] Durch die Optimierung bestehender Nutzungspfade, z.B. durch Kaskadennutzung, könnten hier zusätzliche Potenziale in den Revieren erschlossen werden.

Siedlungsabfallaufkommen gegenüber 2010 angestiegen, Klärschlammaufkommen rückläufig



In Kläranlagen wird Abwasser von Schmutz- und Nährstoffen befreit, übrig bleibt der sogenannte Klärschlamm. Wie viel Klärschlamm anfällt, hängt von der Jahresabwassermenge ab. Diese wird u. a. von der Bevölkerungszahl, dem Trinkwasserverbrauch pro Person, dem Anschlussgrad an die öffentliche Abwasserbehandlung sowie dem Flächenversiegelungsgrad beeinflusst.[3] Klärschlamm kann stofflich verwertet werden und kommt so zum Beispiel in der Landwirtschaft zum Einsatz. Im Jahr 2018 wurde ca. ein Drittel des Klärschlamms im Lausitzer und im Mitteldeutschen Revier zur Düngung verwendet.[b] Darüber hinaus kann Klärschlamm auch energetisch verwertet werden, in der Regel durch Verbrennung. Alternativ wird er nach der Behandlung in der Kläranlage in geringem Maße deponiert. Welcher Verwertung Klärschlamm zugeführt wird, variiert stark zwischen den Landkreisen. Ungenutzte Potenziale gibt es für Klärschlamm nicht. Neben der Verwertung spielt auch das Recycling von Klärschlamm eine bedeutende Rolle. So besteht für die Wasserwirtschaft in Deutschland die rechtliche Verpflichtung, Phosphat zurückzugewinnen.[4]



Die Aufkommensmengen von Bioabfall sowie von Garten- und Parkabfällen hängen vor allem von der Bevölkerungsentwicklung und dem Anschlussgrad an Sammelsysteme ab. Ebenso beeinflussen das Aufkommen wie Einwohner*innen Müll trennen, ob sie eigenkompostieren, wie Siedlungsstrukturen aufgebaut sind, wie sich Garten- und Parkflächen entwickeln und wie hoch die Abfallgebühren sind. Insbesondere seit 2012 haben sich der Anschluss der Haushalte und damit die umweltverträgliche Bewirtschaftung von Abfällen kontinuierlich verbessert. Ausschlaggebend dafür ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das mit dem verstärkten Recycling von Abfällen auf die Schonung natürlicher Ressourcen und des Klimas abzielt. [7]
 


In urbanen Gebieten oder in Regionen mit niedrigen Anschlussgrad, landen Bioabfälle oft im Restmüll. Diese biogenen Anteile werden dann in der Regel verbrannt. Wird biogener Abfall allerdings in der Biotonne gesammelt und anschließend bspw. einer Vergärung und damit der Biogasproduktion zugeführt, so wird dadurch eine positivere Klimaschutzwirkung im Vergleich zur Verrottung auf dem privaten Kompost oder der direkten Verbrennung erzielt. Zudem können die Gärreste einer Biogasanlage anschließend stofflich als z. B. Torfersatz für die Düngung genutzt werden. Im Jahr 2018 sind die Garten- und Parkabfälle deutlich zurückgegangen. Dafür machen verschiedene Autor*innen die starke Trockenheit verantwortlich.vgl. [8] [9] [10]Dieser Faktor könnte zukünftig aufgrund des Klimawandels noch weiter an Bedeutung gewinnen.


Altpapier: Circa ein Prozent des nationalen Altpapieraufkommens entfällt auf die Reviere

Altpapier-Recycling ist ein gutes Beispiel für die umfassende Kreislaufwirtschaft. Altpapier bzw. Papier, Pappe, Kartonage (PPK) fallen bei der Abfallsammlung an. Die Daten zum Aufkommen ergeben sich aus der Summe aus öffentlich-rechtlichen sowie dualen Abfallentsorgungsträgern. Die Angaben wurden von den in den Bundesländern zuständigen Abteilungen für Abfallbilanzen übermittelt [12]. Primär hängen die Aufkommensmengen von der Bevölkerungszahl ab. Von daher liegen insbesondere in urbanen Regionen wie Leipzig und Halle hohe Aufkommensmengen vor. Insgesamt sind im Jahr 2019 rund 62.000 Tonnen im Lausitzer und 131.000 Tonnen Altpapier im Mitteldeutschen Revier angefallen. Das entspricht zusammen etwa 1,3 Prozent des nationalen Altpapieraufkommens von ca. 14,7 Mio. Tonnen. Das Pro-Kopf-Altpapieraufkommen liegt in den Revieren unter dem Bundesdurchschnitt. Gründe dafür können sein, dass anderweitige und hier nicht erfasste (industriebezogene) Altpapieraufkommen in anderen Regionen größer sind. Zudem werden gewisse Anteile des Altpapieraufkommens möglicherweise nicht vollumfänglich statistisch erfasst.

 


» Download: Altpapieraufkommen 2019 [Grafik] [Daten]


Quellen

[1] Döring, Przemko; Cords, Marius; Mantau; Udo (2018): Altholz im Entsorgungsmarkt. Aufkommen und Verwertung 2016. Rohstoffmonitoring Holz - Teilbericht. Universität Hamburg; INFRO e. K. - Informationssysteme für Rohstoffe. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[2]  Altholzverband (2018): Altholzverwertung in Deutschland. Hg. v. BAV - Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter e. V. Berlin. Online verfügbar, zuletzt aktualisiert am 31.05.2018, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[3]  Statistisches Bundesamt und DWA-Arbeitsgruppe KEK-1.2 "Statistik" (2014): Abwasser und Klärschlamm in Deutschland - statistische Betrachtungen. Teil 1: Abwasserbehandlung, Korrespondenz Abwasser (Abfall, (61) Nr. 12).

[4]  Döing, Mark; Heumer, Janne: Mengenmodell zur zukünftigen Klärschlamm-Entsorgung in Deutschland. In: Energie aus Abfall, Bd. 15, S. 612–623. Online verfügbar , zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[5]  Cleaner Production Germany (2018): Phosphorrecycling. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[6]  Cleaner Production Germany (o.J.): Phosphorrecycling – die Rückgewinnung von Phosphor in Kläranlagen wird zur Pflicht. Phosphor und seine Rolle in der Landwirtschaft. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[7]  Kern, Michael; Raussen, Thomas (2011): Biogas-Atlas 2011/12. Anlagenhandbuch der Vergärung biogener Abfälle in Deutschland. Witzenhausen.

[8]  Statistisches Bundesamt (Destatis) (2019): 455 Kilogramm Haushaltsabfälle pro Kopf im Jahr 2018: 7 Kilogramm weniger als 2017. Trockenheit sorgt für Rückgang bei Bioabfällen und geringere Pro-Kopf-Abfallmenge. Pressemitteilung Nr. 508 vom 27. Dezember 2019. Online verfügbar, zuletzt aktualisiert am 2019, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[9]  Lenfers, Christina (2019): Trockenheit sorgt für Rückgang bei Bioabfällen. Hg. v. Topagrar. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[10]  Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (2019): Verwertungsquote 80 Prozent - Brandenburger Abfallbilanz. Pressemitteilung vom 15.11.2019. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[11]  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (o.J.): Klärschlamm. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.

[12]  Landesamt für Umweltschutz (LAU) Sachsen-Anhalt (2019): Abfallbilanzen. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022.; Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (2020): Siedlungsabfallbilanzen. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022; Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (2019): Abfallbilanzen. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.09.2022

Anmerkungen

[a]  Das seit 2005 geltende Deponieverbot schreibt eine zwingende energetische oder stoffliche Nutzung vor – vgl. [2]

[b]  Im Zuge der Klärschlammverordnungen (und Düngeverordnung) in 2015 und 2017 wurden Grenzwerte und Ausbringungsvorgaben geregelt. Die Nutzung von Klärschlamm zur Düngung wird nach einer Übergangsfrist bis zum Jahr 2029 bzw. 2032 eingestellt – vgl. [3, Seite 611] [9].“.