Energiepolitische Einordnung der Ergebnisse & Handlungsempfehlungen

Aus der Bewertung ausgewählter Bioenergiekonzepte und ihres Markpotenzials lassen sich folgende Handlungsempfehlungen für die zukünftige Forschungsförderung im Bereich Bioenergie ableiten.

Gewichtete Technologieoffenheit

Zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für die zukünftige Gestaltung der Forschungsförderung im Bereich Bioenergie wurde analysiert, welche Beiträge die untersuchten Technologien im Hinblick auf die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung leisten. Als Grundlage hierfür diente das Zieldreieck aus Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit, das um die Dimension Akzeptanz zunächst zu einem Viereck, und anschließend anhand von je zwei Schlüssel-Indikatoren pro Ziel zu einem Achteck erweitert wurde (Zielachteck). 


Die Einordnung der Technologien in das Zielachteck zeigt zunächst, dass die untersuchten Technologien vielfältige und individuelle energiewirtschaftliche Zielbeiträge leisten.

Die Zielbeiträge hängen stark von der einzelnen Technologie ab, anstelle von ihrer Zugehörigkeit zu einem Technologiecluster (Behandlung, Verbrennung, Vergasung, Vergärung). 
 



Grundsätzliche Technologieoffenheit
Zusammen mit der weiterhin bestehenden Unsicherheit, welche Bioenergie-Technologien langfristig benötigt werden und welche nicht, spricht dieses Ergebnis dafür, in die öffentliche Forschungsförderung weiterhin alle Technologiecluster einzubeziehen.

Gewichtete Technologieoffenheit
Werden für die energiepolitische Bewertung zusätzlich Erwartungen zur zukünftigen Entwicklung des Energiesystems berücksichtigt, treten clusterspezifische Kombinationen aus Stärken und Schwächen deutlicher hervor. Diese können in die Gestaltung zukünftiger Förderschwerpunkte einfließen, die gleichzeitig eine Priorisierung knapper Forschungsgelder ermöglichen.
 

Konkret sollten Förderschwerpunkte dort gesetzt werden:

  • wo nach heutigem Kenntnisstand für das Energiesystem wichtige technologische Entwicklungen im Hinblick auf den Systembeitrag von Biomasse anstehen, die vom Markt aber mangels aktueller Nachfrage oder unsicheren Gewinnaussichten nicht in ausreichendem Maße vorangetrieben werden, bzw.
  • wo die Aussicht besteht, bestehende Schwachstellen von vielversprechenden Bioenergiekonzepten zu beheben oder Wissenslücken zu schließen.

Ein Beispiel für eine solche kombinierte Strategie aus (clusterunabhängiger) Technologie-Priorisierung und Adressierung von (z.T. clustertypischen) Schwachstellen wäre die gezielte Förderung von Technologiekonzepten für industrielle Hochtemperaturanwendungen mit ergänzendem Fokus auf die Verringerung von ökologischen Risiken entlang des Technologiepfades (siehe Förderschwerpunknte unten).

Setzen von Förderschwerpunkten

Ausgehend von Energiesystemszenarien und der energiepolitischen Bewertung gegenwärtiger Technologien (siehe Abbildung) sind folgende künftige Schwerpunktsetzungen in der Forschungsförderung denkbar:

  1. Technologiecluster-spezifische Schwachstellen: Umweltverträglichkeit von Verbrennungs- und Vergärungstechnologien, Wettbewerbsfähigkeit von Vergasungstechnologien;
  2. Technologiecluster-übergreifende Wissenslücken: umfassende Umweltauswirkungen, Beiträge zur Schließung von Stoffkreisläufen und zur regionalen Wertschöpfung, Passfähigkeit zu bestehenden Infrastrukturen und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Rahmenbedingungen (technisch, politisch, infrastrukturell);
  3. Biomassenutzungen im Wärmesektor, insbesondere im Hochtemperaturbereich industrieller Anwendungen, da hier eine verstärkte Nachfrage nach Biomasse erwartet wird;
  4. Systemleistungen von Vergärungstechnologien, insbesondere bedarfsgerechte Strom- und Wärmeerzeugung, da die nachfrageunabhängige Energiebereitstellung aus Biomasse insbesondere im Stromsektor voraussichtlich nicht wettbewerbsfähig werden wird;
  5. Biomasse-basierte Generierung von Negativ-Emissionen, z. B. BECCS/BECCU, da diese Vermeidungsoption vielfach als erforderlich zum Erreichen der Netto-Klimaneutralität 2050 eingestuft wird, gleichzeitig aber keine ausreichenden Anreize für die Technologieentwicklung bestehen.

Zur weiteren Ausdifferenzierung solcher Schwerpunktsetzungen sollte eine unterstützende -  Technologiekonzept- und Sektoren-übergreifende - strategische Bedarfsplanung in Bezug auf die Rolle von Biomasse im Energiesystem und der Bioökonomie vorgenommen werden. Empfohlen wird zudem die kontinuierliche Berücksichtigung aktueller Energiesystemsystemszenarien, um der dynamischen Technologieentwicklung Rechnung zu tragen und wandelnde Bedarfe des Energiesystems frühzeitig adressieren zu können.



Mehr Informationen zu den Handlungsempfehlungen sind im Endbericht zu finden.