Bodenverbesserung und Veränderung der Lebensbedingungen in Äthiopien
Böden sind eine grundlegende natürliche Ressource und die Basis allen Lebens auf der Erde. Verschiedene umweltbedingte oder anthropogene Einflüsse können zu einer Verschlechterung der physikalischen, chemischen und biologischen Bedingungen der Bodenqualität führen, was mit einem Verlust der Produktionskapazität des Bodens und einer ernsthaften Verarmung der biologischen Vielfalt des Bodens einhergeht.
Die Ackerböden in Äthiopien gehören zu den ältesten des afrikanischen Kontinents. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte durch Wasser- und Winderosion stark erodiert, was zu einer Verschlechterung und Verarmung der Nährstoffe geführt hat, insbesondere zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen wie N, P, K, S und Zn. Bodengesundheit und -fruchtbarkeit spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit. Die Probleme, die die Bodenproduktivität in Äthiopien am meisten beeinträchtigen, sind Staunässe, Bodenversauerung und Alkalität. Da es kaum ein Biomasserecycling gibt, ist der natürliche Nährstoffkreislauf der Pflanzen durch menschliche Eingriffe unterbrochen worden. In der Regel entfernen die Landwirte alle Pflanzen von den Feldern und verwenden nicht genügend Dünger, um den Boden mit organischen Stoffen und Nährstoffen aufzufüllen. Infolgedessen sind die Getreideerträge mit einem Landesdurchschnitt von weniger als 2 t/ha gering. Die meisten Menschen in Äthiopien, etwa 80 %, leben jedoch von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Dementsprechend hart sind die Lebensbedingungen für sie. Für die tägliche Ernährung müssen Mädchen und Frauen oft Wasser und Brennholz viele Kilometer nach Hause tragen, da es in der Nähe von ihrem Zuhause keine Ressourcen mehr gibt.
Die Schwierigkeit, Brennholz und Nahrungsmittel zu beschaffen, wurde in den letzten Jahren durch Umweltfaktoren wie das Wetterphänomen El Niño, Heuschreckenplagen und den Klimawandel noch verschärft. Darüber hinaus hat die Entwaldung aufgrund der die Umwandlung von Wäldern in Weide- und Ackerland zugenommen, was mit dem stetigen Bevölkerungswachstum in der Region zusammenhängt. In den ländlichen Behausungen wird das Essen auf einfachen, meist offenen Feuern zubereitet. Dabei kommt es nicht nur häufig zu Verletzungen der Köche und der im Haus lebenden Kinder, sondern auch zu einer schlechten Luftqualität, die unter anderem zu vorzeitigen Todesfällen aufgrund von Atemwegs-, Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Ein Ansatz des vom BMZ finanzierten Vorhabens ist es, die Lebensbedingungen in Äthiopien durch die Einführung neuer Technologien und Verfahren für die landwirtschaftliche Produktion und Lebensmittelverarbeitung zu verbessern (siehe Abbildung). Durch den Einsatz eines kombinierten organischen Düngers sollen degradierte Ackerflächen verbessert und die Erträge gesteigert werden. Bei diesem Verfahren wird Biokohle mit Gärresten aus Biogasanlagen oder Kompostmaterial zu einem biomassebasierten Dünger zur Bodenverbesserung vermischt. Die Einarbeitung der Mischung in den Boden erhöht die Wasser- und Nährstoffspeicherkapazität und stimuliert die mikrobielle Biomasse im Boden, die Bodenfauna und das Wurzelwachstum der Pflanzen, was zu einer Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und des Ernteertrags führt. In Verbindung mit einer signifikanten Veränderung der Enzymaktivitäten ergeben sich biogeochemische Effekte auf die Stoffkreisläufe im Boden, die gleichzeitig die Auswirkungen des Klimawandels abmildern.
Abgesehen von großtechnischen Ansätzen kann die Biokohle auch vor Ort von Landwirten mit kleinen Pyrolyseanlagen hergestellt werden, die auch als Kocher dienen können. Die Einführung verbesserter Kocher wird bereits in vielen Entwicklungsländern weltweit als Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen eingesetzt. Die derzeit erhältlichen Modelle ermöglichen ein effektiveres und emissionsärmeres Kochen als das traditionell verwendete 3-Steine-Feuer, so dass sowohl die Luftverschmutzung als auch die benötigte Brennstoffmenge reduziert wird.
Das Hauptaugenmerk bei der Einführung verbesserter Herde liegt auf der Anpassung der Technologie an die lokalen und kulturellen Gegebenheiten. Für die Herstellung ist die Verwendung von vor Ort kostengünstig verfügbaren Materialien essentiell. Dazu sollten etablierte Traditionen für die Nahrungszubereitung berücksichtigt werden. So ist in Äthiopien beispielsweise eine Ernährung ohne das landestypische Fladenbrot Injera oder den traditionell zubereiteten Kaffee wohl undenkbar.
Der Ansatz zur Umgestaltung der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung in Äthiopien wird hoffentlich nicht nur das Leben einiger weniger Menschen in Äthiopien verändern, sondern eine echte Wirkung in einem größeren Bereich erzielen. Die Landwirte in Äthiopien können zur Verringerung der Netto-CO2-Emissionen beitragen, indem sie durch die Produktion von Biokohle und deren Anwendung zur Bodenverbesserung CO2 binden. Durch die Einführung dieser kleinen, fortschrittlichen Lebensweise können Sie einen großen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.
Quellen:
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