Ziele

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte im Jahr 2012 das gemeinsame Forschungszentrum West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL). Ziel ist es, im Rahmen der Afrika-Strategie langfristig das Know-how und die wissenschaftlichen Kapazitäten zu den Themen Klimawandel und zum Umgang mit den Auswirkungen auf die Landnutzung vor Ort aufzubauen.

Die zehn Länder Benin, Burkina Faso, Gambia, Ghana, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo beteiligten sich an dem Vorhaben. Pro Land gibt es einen Forschungsschwerpunkt zu verschiedenen Aspekten des Klimawandels wie Biodiversität, Wasser, Landnutzung, zivile Sicherheit oder Landwirtschaft. In Togo spielt Bioenergie eine tragende Rolle, die sich im aktuellen Projekt wiederspiegelt.

Der Aufbau von Forschungsinfrastruktur und der Wissenstransfer zur bioenergetischen Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen sowie organischen Reststoffen (z.B. organische Fraktion des Haushaltsmülls) sind daher essentiell, um einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten und zugleich die Abholzung zu vermindern, bestenfalls zu stoppen.

Entsprechend dieser Ausgangslage soll das Vorhaben alternative und regenerative Energiequellen für den ländlichen Raum bewerten und die Basis für eine erfolgreiche Implementierung schaffen.

In einem ersten Schritt sollen daher Biomassepotenziale quantifiziert, Technologien hinsichtlich ihrer Eignung untersucht und im Falle der Biogasanwendung eine Forschungsstruktur geschaffen werden, die notwendig ist, um eine nachhaltige Implementierung von Technologien zu ermöglichen. Dementsprechend hat das Projekt Ziele in den folgenden drei Themengebieten definiert:

Analyse des potenziellen Systembeitrags von biogenen Ressourcen

Welchen Systembeitrag Biomasse in Togo leisten kann, hängt wesentlich von der Verfügbarkeit und Mobilisierbarkeit der vorhandenen Ressourcenbasis ab. Dieses Themengebiet zielt daher auf eine umfangreiche systemische Bewertung hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen ab, die eintreten würden, falls die im Projekt betrachteten Technologien umfänglich in Togo etabliert werden.

Aufbau und Inbetriebnahme eines Biogaslabors sowie entsprechende Schulungen

Lomé, als logistischer Knotenpunkt Westafrikas, bietet beste Voraussetzungen zur Schaffung einer Forschungsinfrastruktur im Themenbereich der Biomassekonversion. Neben der guten Verfügbarkeit von Transportwegen zur Bereitstellung potentieller biogener Substrate aus der Landwirtschaft oder der Lebensmittelindustrie, profitiert der Standort von der ansässigen Universität und den bereits vorhandenen wissenschaftlichen Kompetenzen. Das universitäre Zentrum in Lomé kann hierdurch als Fundament für den Aufbau von Forschungsaktivitäten durch die Ausbildung zukünftiger Experten dienen.

Ziel ist der Aufbau und die Inbetriebnahme eines Biogaslabors an der Université de Lomé vorgesehenem Standort im Jahr 2021.

Mit diesem Labor ist die Charakterisierung von Substraten hinsichtlich ihrer Vergärbarkeit, die Ermittlung von Prozessparametern zur Vergärung sowie die Bewertung von Prozessoptimierungen möglich. Weiterhin ist mit dem Labor die Schulung von Personal für den Betrieb von Biogasanlagen in Bezug auf die grundlegenden Parameter möglich.

Darauffolgendes Ziel ist es, Mitarbeiter der Université de Lomé sowohl in den Laboren des DBFZ, als auch vor Ort in Lomé in den relevanten Labormethoden und organisatorischen Rahmenprozessen zum Betrieb eines Biogaslabors zu schulen. Der Austausch von wissenschaftlichen Experten dient zur Einführung in die theoretischen und praktischen Kenntnisse in der Bedienung und Forschung im Biogaslabor, langfristig dem Aufbau entsprechenden Wissens und Forschungsaktivitäten in Togo.
Um einen nachhaltigen Transfer, sowohl der technischen Methoden, als auch theoretischer Themengebiete zu unterstützen, sind nach erfolgreicher Inbetriebnahme des Labors mehrere vertiefende Workshops an der Université de Lomé geplant.

Untersuchungen zu alternativen Verfahren zum Kochen

Ziel ist die Entwicklung einer fortschrittlichen und preisgünstigen Feuerungstechnologie zur Bereitstellung von Prozesswärme zum Kochen, welche möglichst mit Agrarreststoffen betrieben und in weniger entwickelten Regionen eingesetzt werden kann. Die Pyrolyserückstände sollen möglichst weiterverarbeitet und nutzbar gemacht werden. Dafür werden an der Université de Lomé Pilot- und Demonstrationskocher entwickelt.

Im nächsten Schritt sollen die Kocher in einer Feldstudie anwendungsnah getestet und deren technische Eignung sowie deren sozio-ökonomischer Impact ermittelt werden. Dazu werden mit den Nutzern der Feldtest-Kocher durch Mitarbeiter des DBFZ und einer lokalen NGO Interviews duchgeführt und Bewertungsbögen ausgefüllt. Hierbei geht es beispielsweise um Fragen der Akzeptanz bei den Frauen, wie erleichtern die Pyrolysekocher ihren Lebensalltag, wie beurteilen die Frauen die geringere Gesundheitsbelastung durch Emissionen, wie verändert sich für die Frauen und das Dorf die Beschaffung der Rohstoffe (früher Holzkohle aus Abholzung, jetzt Agrarreststoffe), welche Schwierigkeiten treten auf; welche Kosteneffekte stellen sich ein.